Machbarkeitsstudie eines telematisch vernetzen Versorgungsangebotes für die kardiologische und orthopädische Rehabilitation in der Klinik Roderbirken und der Aggertalklinik mit MeineReha®

Motivation und Hintergründe

Sowohl in der Orthopädie wie in der Kardiologie ist die Sekundärprävention nach der Rehabilitation unzureichend. Die sehr guten Therapieerfolge der Rehabilitation sind bisher langfristig zu wenig nachhaltig. Deshalb gibt es intensive Bemühungen um entsprechende Nachsorgeprogramme, wobei insbesondere langfristige (mehr als 2 Jahre) Maßnahmen zur Verstetigung der Therapieerfolge nötig sind. Hier erscheinen internet-basierte Programme vielversprechend. Gerade die Deutsche Rentenversicherung ist an Nachhaltigkeit des Reha-Erfolges interessiert, weshalb dieses Projekt von dem Rehabilitationsforschungsnetzwerk der Deutschen Rentenversicherung Rheinland gefördert wird.

Durch die stetige Verbreitung von mobilen, internet-basierten, multimedialen Diensten wird immer deutlicher, dass für eine personenzentrierte und wirksame Nachsorge neue mediale Möglichkeiten effektiv genutzt werden können. Studien belegen eine hohe Patientenzufriedenheit und Akzeptanz des Internets als Nachsorgemedium bei Rehabilitanden. Internetbasierte Anwendungen und (tele-)medizinische Assistenzsysteme gewinnen hierbei zunehmend an Bedeutung.

Vor diesem Hintergrund scheint der Einsatz von neuen Medien und assistiven Technologien ein sinnvolles Mittel zu sein, rehabilitative Maßnahmen in den Alltag der Patienten zu integrieren. Durch die Verlagerung der Rehabilitation in die persönliche Umgebung des Patienten sollen lange Anfahrtzeiten und aufwendige Terminkoordination vermieden werden. Stattdessen soll der Rehabilitand in die Lage versetzt werden, seine Therapie flexibel, unabhängig und medizinisch abgesicherten in seinem Wohnumfeld durchzuführen. Auf diese Weise soll der Übende motiviert werden die vom Arzt/Therapeuten verschriebenen Maßnahmen auch in der post-stationären Phase regelmäßig durchzuführen.

Projektziele

Das Projektvorhaben von Tele-Assist umfasst die Entwicklung von zwei telematisch vernetzten, multimedialen und interaktiven Therapieprogrammen für die orthopädische und kardiologische Rehabilitation auf Basis des MeineReha®-Systems sowie eine kontrollierte Studie zum therapeutischen Nutzen und der Integrierbarkeit des zu entwickelnden Angebots in die klinischen Abläufe. Dazu werden zwei multimediale und interaktive Übungskataloge (für die Indikationen Orthopädie und Kardiologie) mit insgesamt 20 Übungen entwickelt, im stationären Betrieb erprobt und validiert. Das resultierende Übungsprogramm soll Patienten zum selbstständigen Durchführen vorgegebener Therapieeinheiten motivieren, die Selbstwirksamkeit fördern und so eine Grundlage für einen langfristig gesünderen Lebensstil bieten. Erstmals werden im Rahmen dieser Studie sowohl die häusliche als auch die mobile Komponente von MeineReha® gemeinsam pilotiert, um die Einsatzfähigkeit des Systems in unterschiedlichen Umgebungen (Patientenzimmer und Park) zu untersuchen.

Im Rahmen der Forschung von Fraunhofer FOKUS sollen in Zusammenarbeit mit der Klinik Roderbirken, der Aggertalklinik (beide Kliniken der Deutschen Rentenversicherung Rheinland) und dem Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie der Universität zu Köln (IGKE) Erkenntnisse darüber gewonnen werden, welchen Beitrag das Therapieprogramm Tele-Assist leisten kann, um die Informations- und Prozesslücken für die Rehabilitation und Sekundärprävention zu schließen. Damit strebt das Projekt an, die therapeutischen und technologischen Voraussetzungen für den möglichen Einsatz eines telematisch vernetzten Versorgungsangebotes in der Nachsorge und Prävention zu schaffen. Aus der gesundheitsökonomischen Perspektive sollen erste Aussagen zur möglichen regelhaften Anwendungen des Angebots auf Basis von Tele-Assist getroffen werden.

Die Vorarbeiten für die Technologieentwicklung und den Plattformaufbau wurden im BMBF-Projekt »MyRehab - Beispielhafte Entwicklung eines Prototypen für die Lebensbereich übergreifende Rehabilitation und Prävention« durchgeführt. In diesem Rahmen wurde das interaktive, multimediale und sensorbasierte medizinische Assistenzsystem MeineReha® für die häusliche Rehabilitation, Prävention und Nachsorge entwickelt. Während das bestehende System (MeineReha®) auf die orthopädische Rehabilitation spezialisiert war, soll es im Projekt Tele-Assist um den Anwendungsbereich der kardiologischen Rehabilitation erweitert werden. Damit kann das medizinische Assistenzsystem MeineReha® auch indikationsübergreifend angewandt werden.

Projektablauf und Programmevaluation

Im Rahmen des Projektablaufes ist zunächst eine Anforderungserhebung an das zu entwickelnde System mit Patienten, Ärzten und Therapeuten der beteiligten Kliniken Roderbirken und der Aggertalklinik vorgesehen. Auf dieser Basis werden die Anpassung und Erweiterung der multimedialen, interaktiven Therapieprogramme von MeineReha® vorgenommen. Des Weiteren werden die Installation des Systems in den Partnerkliniken und begleitende Benutzertestungen durchgeführt. Die teilnehmenden Personen werden mit eigens erstellten interaktiven Schulungsmaterialien ausgestattet.

Ziel der Evaluation ist die Überprüfung des Therapieprogramms in einer stationären Reha-Einrichtung. Dabei soll untersucht werden, ob und wie ein interaktives und vernetztes Therapieangebot im Rahmen der stationären Rehabilitation eingesetzt werden kann und welche technischen und anwenderorientierten Voraussetzungen für die heimgebundene Rehabilitation, Sekundärprävention und Nachsorge geschaffen werden müssen. Dazu wird das entwickelte Programm auf die relevanten Faktoren Akzeptanz, Motivation, Zufriedenheit und Patientensicherheit untersucht. Die abschließende Studie wird in den beiden am Projekt beteiligten Rehakliniken mit insgesamt 100 Patienten und Patientinnen in einem Zeitraum von 4 Monaten durchgeführt.