Wirksamkeitsstudie einer telemedizinisch assistierten Bewegungstherapie für die Rehabilitation nach Intervention an der unteren Extremität

Motivation und Zielsetzung

Basierend auf dem System MeineReha® soll im Rahmen der Studie ReMove-It ein telemedizinisch assistiertes Interventionstraining für Patienten nach einem operativen Eingriff an den unteren Extremitäten entwickelt, sowie auf Machbarkeit und Wirksamkeit getestet werden. Hierfür arbeiten die MEDIAN Klinik Hoppegarten, Brandenburg Klinik Bernau, Reha-Zentrum Lübben, Professur für Rehabilitationswissenschaften und Professur für Sportmedizin und Sportorthopädie, Universität Potsdam und das Fraunhofer FOKUS in einem interdisziplinären Forschungsverbund zusammen.

Nach Daten des Zentralinstituts für kassenärztliche Versorgung zählen Knie- und Hüftgelenksarthrose zu den zehn häufigsten Einzeldiagnosen in orthopädischen Praxen. Angaben des Statistik-Portals Statista belegen, dass im Jahr 2009 in Deutschland durchschnittlich 213 Knieoperationen auf 100.000 Bewohner kamen. Obwohl in diesen Fällen eine regelmäßige Ausübung geeigneter Sportarten von Gesundheitsexperten empfohlen wird, können Nachsorgeleistungen von Patienten oft auch nach einer stationären Rehabilitation nur begrenzt wahrgenommen werden. Häufig sind eine schwierige Koordinierung mit Arbeitszeiten und zeitaufwendige Anfahrtswege zu therapeutischen Einrichtungen der Grund. Neuere Versorgungskonzepte arbeiten daher an einer Flexibilisierung und Individualisierung von Nachsorgeangeboten.

In der Studie ReMove-It soll ein Wirksamkeitsnachweis für die Eignung eines telematisch vernetzten Versorgungsangebotes für die Rehabilitation nach Intervention an der unteren Extremität erbracht werden, um auch berufstätigen orthopädischen Patienten medizinisch valide Nachsorgeleistungen zur Verfügung zu stellen. Auf diese Weise soll die mittel- und langfristige Nachhaltigkeit des Reha-Erfolges, insbesondere in ländlichen Regionen, gewährleistet bzw. gefördert werden

Bedeutung des untersuchten Themas

Im Rahmen des Projektes wird ein telemedizinisch assistiertes Nachsorgeprogramm auf Basis des Systems MeineReha® entwickelt, das zunächst auf Patienten mit orthopädischen Erkrankungen zugeschnitten sein soll. Statistiken der Deutschen Rentenversicherung (DRV) bestätigen, dass Skelett-, Muskel-, und Bindegewebebeschwerden nach psychologischen Erkrankungen die zweithäufigste Ursache für verminderte Erwerbstätigkeit in Deutschland darstellen.

Der durch das Projekt ReMove-It angestrebte Erkenntnisgewinn soll dazu beitragen, die Berufsfähigkeit orthopädisch erkrankter Patienten zu erhalten und damit einhergehend die Berentungsrate durch Erwerbsunfähigkeit zu reduzieren. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die am Beispiel der Intervention an der unteren Extremität im Rahmen der Wirksamkeitsstudie generiert werden, sollen nachfolgend auch auf andere Indikationen wie z.B. die Kardiologie oder die Schlaganfalltherapie übertragen werden. Die Ergebnisse dieser Studie sollen Kostenträgern, Fachgesellschaften und Rehabilitationseinrichtungen für weitere Entwicklungsschritte in der Telerehabilitation zugänglich gemacht werden.

Studiendesign und Durchführung

In einem Zeitraum von drei Monaten wird die Auswirkung des zunächst zu entwickelnden Trainingsprogramms auf die Kraftleistungsfähigkeit, posturale Kontrolle und Lebensqualität von Patienten nach einem stationären Rehabilitationsaufenthalt untersucht. Das Trainingsprogramm basiert auf einem zuvor auf Machbarkeit geprüftem Katalog aus vier bis sechs Übungen, die dreimal wöchentlich von den Teilnehmern ausgeführt werden sollen. Zur Ermittlung der relativen Wirksamkeit erfolgt ein Vergleich zu einer Kontrollgruppe, deren Mitglieder mit Hilfe konventioneller Nachsorgemethoden behandelt werden. Die komplexe Erfassung der Funktion fokussiert die untere Extremität und erfolgt in beiden Gruppen an zwei Messzeitpunkten: T1 (Ende der stationären Rehabilitation) sowie T2 (Interventionsende). Die Datenerhebung findet jeweils in der Hochschulambulanz, Professur für Sportmedizin und Sportorthopädie, der Universität Potsdam statt.

In der Interventionsgruppe führen die Patienten das Training im häuslichen Umfeld durch, wobei der Patient durch mögliche Korrekturhinweise und Verbesserungen vom medizinischen Assistenzsystem (MeineReha®) unterstützt wird. Zusätzliche Beobachtung und Kontrollmaßnahmen werden von geschulten Physiotherapeuten der teilnehmenden Rehabilitationskliniken geleistet, die zuvor an der Entwicklung der Übungen beteiligt waren. Um das Training dem persönlichen Leistungsniveau des Patienten anzupassen, werden im Laufe der Intervention individuelle Therapiepläne für die Teilnehmer erstellt, die an den häuslichen Therapieplatz gesendet werden.

Im Anschluss an die Trainingssitzung werden die im Rahmen des Übungsablaufs dokumentierten Bewegungsdaten an das medizinische Personal in der Klinik gesendet. Der betreuende Therapeut bekommt dadurch einen Überblick über Leistungsstand und -entwicklung des Patienten, um den Therapieplan optimal an seine Bedürfnisse anpassen zu können. Sollte im Laufe der Trainingssitzung selbst ein Wunsch zum direkten Austausch zwischen Therapeut und Patient entstehen, so können dazu integrierte Kommunikationskanäle (Textnachrichten oder Videokommunikation) genutzt werden.